Wir sagen nach ein paar wunderschönen Tagen in Bozburun auf Wiedersehen und legen ab in Richtung Kuruca Bükü. Bei bis zu 27 kn Wind kreuzen wir aus der Bucht Yesilova Körfezi. Dann geht es mit halb Wind Kurs zum Ziel. Wäre da nicht die Coast Guard die uns an der Einfahrt in die Bucht zurück hält. Als endlich die Segel geborgen sind legen sie längsseits an. Das Übliche nimmt seinen Lauf....Fender ausbringen, Papiere kontrollieren, Fragen von wo wir kommen und welches der nächste Hafen sein wird etc. Nach ca. 20 min haben wir Sagarena wieder für uns. Los geht es zum Ankerplatz Kuruca Bükü für die Nacht. Irgendwie verwechselt mein grosser Zeh den Fußtaster für die Ankerwinsch. Anstelle von runter geht der Anker rauf und verkeilt sich unter der Fussreling und dem Bugspriet. Mist.....Hubi kannste mal ? Wir wechseln die Positionen. Ich fahre Kreise und am Bug hämmert, klopft und schimpft ein Skipper. Nach der Peilung ob der Anker auch hält geht es ab in die Pantry. Zum ersten mal Kochen wir elektrisch. Die Lichtmaschine (Dynawatt 4500W) wird mein neuer Freund. Endlich kein suchen mehr von Spiritus (Ethanol) den es in der Türkei höchstens auf Rezept gibt - und welcher Arzt verschreibt schon 5 - 10 l Ethanol.
Das Arbeiten in der Pantry macht so richtig Spaß. Ab und an muss Hubi ein bisschen mehr Gas geben wenn weitere Geräte hinzu kommen. Die Bratkartoffeln waren jedenfalls richtig cross.
Von Kuruca Bükü aus planen wir unseren nächsten Stopp in Hayit Koyü. Der Hafen ist zwar ganz niedlich aber eben auch nur niedlich. Neben Klippen und nochmals Klippen gibt es keinen richtig guten Platz zum schwojen für Sagarena. Ein Anlegen an der fraglich schrägen Betonmauer kommt für uns nicht in Frage. Wir düsen um die Ecke in die Bucht von Mesudiye Bükü. Einladend gross ist das Panorama des Strandes vor uns. Leider auch der Schwell. Wir verholen das Boot, doch der Schwell zieht mit uns um. Wir haben eine bewegte Nacht welche uns am Morgen die ersten Schritte auf dem SUP erleichtern. Jeder denkt, dass der andere ins Wasser fällt. Doch weit gefehlt.
Nach den ersten Versuchen sich kniend auf dem SUP zu halten kommt das wackelicke Aufstehen auf dem Board. Jede kleinste Bewegung des Meeres wird zur Herausforderung die ausbalanciert werden will.
Keiner von uns beiden ist dabei vom Board gefallen.
Die letzte Urlaubswoche beginnt. Es ist Freitag. Nach der sportlichen Übung auf dem SUP geht es Anker auf nach Knidos. Dieses mal legen wir am Steg an. Wir haben noch ein bisschen Hafenkino, einen sonnigen Nachmittag mit schwimmen im Azur blauen Wasser und ... SUP üben, üben , üben. Alles ganz easy wenn man es kann und diese Sportliche Art ist echt Klasse. Ich übe das Wenden, Rückwärts fahren und erkunde die Bucht von Knidos. Vom Board bin ich noch nicht gefallen. Hubi übt auch noch und die Übung kommt schnell.
Am Abend wird die anfallende Liegegebühr von 60 TL abkassiert. Diese entfällt vor Anker liegend.
Zum Abend gibt es frischen Bonito für uns im Restaurant. Wir planen so ungefähr den nächsten Tag. Ob wir Strecke machen oder nicht entscheiden wir auf der Reise.
Samstag: Wir machen Strecke von Knidos bis Gerence Cove. Bei räumlichen Winden nach umrunden des Kaps erleben wir einen schönen Segeltag. Die vielleicht geplanten Stopps wie der Fährhafen Körmen Limani oder die auf dem Weg liegende Bucht Gölyeri lassen wir aus. Gölyeri eignet sich auch nicht im geringsten zum Ankern.
Wir steuern die Bucht Büyük Cati an lassen aber in der ersten möglichen Bucht auf diesem Weg den Anker fallen und bringen die Heckleine aus. Nach dem Navi sind wir in Gerence Grove "gestrandet". Um ganz sicher zu sein vergleichen wir die Ausschnitte der Karten in den Büchern und dem Navi. Es ist wohl so. Ich habe wenigstens zugegeben, dass ich nicht weiß wo wir sind.
Die Bucht ist wunderschön. Es ähnelt einem Fjord, der Wald reicht bis zu den Ufern, das Wasser ist klar und am Ende der Bucht steht eine ausladend und schöne große Palme. Nach Kaffee a la Maschine kann der Tag beginnen. Wir üben mit dem SUP was das Zeug hält und haben mit jedem Paddelschlag mehr Spaß an dieser sportlichen Art der Fortbewegung auf dem Wasser. Die Umgebung lassen Südseeträume wahr werden. Fernweh bahnt sich an.
Aber irgendwie müssen wir Step by Step zurück in unsere Marina. Die Ankerwinsch gibt Gas und zieht mühelos das gute Teil an Bord. Mein Zeh ist wohl auch richtig platziert gewesen. Weiter geht es nach Kukuk Cati. Das ist auch so eine such mich - find mich Bucht. Auch diese Bucht ist auf ihre Art sehr schön und gross. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten seinen Platz vor Anker zu finden. Wir drehen eine Runde und finden unseren Ankerplatz am Eingang der Bucht. Blaues Wasser, ein bisschen Wald am Ufer und keine Nachbarn. Leider ärgert uns der seitliche Wind beim Ankern gehörig. Der bläst stärker wie Hubi schnell mit der Heckleine schwimmen kann. Da hilft nur versuchsweise das Heck des Langkielers zu stabilisieren und letzten Endes ziehen wir die eiserne Lady mit der Heckleine in ihre richtige Position. Geht eben alles. Das Ankerbierchen schmeckt dafür um so besser. Wir genießen das Chillen in uriger Natur.
Das Amazon Fjord wird unser nächstes Ziel in der Bucht von Gökova sein. Kaum ist das übliche Ankermanöver getan geht es zur Erkundung des Fjords auf das SUP. Wir paddeln in den Fluss welcher am Ende des Fjordes einmündet. Ein Spaziergang an Land zum naheliegenden Campingplatz lässt unsere Knochen beweglicher werden. Offiziell hat dieser seit einem Tag die Saison beendet und geschlossen. Wir dürfen uns freundlicher Weise am Getränkekühlschrank zum Einkaufspreis bedienen. Nach zwei Bierchen trollen wir uns auf Sagarena zurück und brutzeln das Abendessen.
Der vorletzte Stop ist Degürmen Bükü. Nicht zum ersten Mal geniesen wir hier das Restaurant mit seinem Anleger direkt vor der Terrasse. Wir bereiten uns gedanklich auf das Ende des Urlaubes vor, was wir nicht wollen aber müssen. Viele Eindrücke haben wir in dieser Zeit erfahren, viele Gespräche haben wir geführt. Morgen geht es zurück nach Global Sailing. Sagarena wird winterfest gemacht - das dauert seine Zeit. Die Segel kommen zur Reinigung und in das Winterlager. Der Reißverschluss an den Lazybags muss erneuert werden und Sagarena will entsalzt und entrostet werden.
Resumé:
Zwischen 40 - 70 Prozent weniger Tourismus hat in diesem Jahr das Land zu verbuchen. Menschen die keine Arbeit haben, Menschen die verunsichert sind. Menschen die Angst haben vor Einbrüchen und Kriminalität, Menschen welche sich nicht mehr sicher fühlen. Das sind keine Eindrücke, das sind Worte von Menschen mit denen wir sprechen konnten.
ABER:
Ein Land mit Menschen voller Herzlichkeit, Freundlichkeit,Gastfreundschaft, Offenheit und Hilfsbereitschaft haben wir angetroffen.
Wir wünschen uns für alle das letzteres so bleibt und ersteres sich Ändern wird.